Marion Reckow-Memmert Fotografie
aktuell
Vor mehr als 2000 Jahren schreckte der römische Philosoph Lukrez in seiner Schrift De rerum natura (über die Natur der Dinge) seine Zeitgenossen mit der Erkenntnis auf, dass nicht die Götter die Welt lenken, sondern der Zufall. Dass alles – Götter, Menschen, Tiere, Pflanzen oder Steine – aus den gleichen Urelementen besteht, die sich im Wandel der Zeit zu immer wieder neuen Wirklichkeiten zusammenfinden, weiterentwickeln, veränderte Gestalt annehmen und vergehen. Beispielsweise: der Wald. Ein Motiv, das über die Jahrtausende hinweg ungezählte Bildgestalter künstlerisch zu fassen versuchten: von den römischen Wandmalern über Caspar David Friedrich bis hin zu den Fotokünstlern der Neuzeit. Gibt es da überhaupt noch etwas aufzuspüren? Noch Ungesehenes zu sehen? Ich bin auf die Suche gegangen. Habe mich von Morgenstimmungen, Jahreszeitenkolorit, Lichtarchitekturen hineinziehen lassen in die geheimnisvolle Geometrie alltäglich anmutender Landschaftsbilder, in dieses ewige «stirb und werde», das im Vorübergehen passiert und beim Sonntagsspaziergang nicht weiter auffällt – in die immer wieder neu zu entschlüsselnde Natur der Dinge. Und es war nicht Äußerliches, nicht die Exotik landschaftlicher Verwerfungen, die ich aufzuspüren versuchte. Vielmehr jene rätselhafte Urstimmung, die der Wald bei mir um die Ecke zwischen Mettman und Düsseldorf mir anbot, die Goethe in den Zeilen festgehalten hat: «Über allen Gipfeln ist Ruh’, in allen Wipfeln spürest du – kaum einen Hauch.» In meinem Wald um die Ecke ist Stille, auf meinen Feldern am frühen Morgen liegt die schlichte Erhabenheit eines beginnenden Tages. Ich habe eine Vorliebe für das Unspektakuläre. Auch für den angedeuteten Hinweis: In die verschwiegene Schönheit meiner Morgenstimmungen mischen sich hintergründig und nur skizziert rauchende Industrieschlote.
Ausstellung
Die Natur der Dinge
7. – 21. Juli 2017
Vernissage 7. Juli, 19 Uhr
fiftyfiftyGalerie
Düsseldorf, Jägerstraße 15
geöffnet Mo-Sa 14-17 Uhr
u. n. Vereinbarung